Verhütung durch Sterilisation

Interview der Ostseezeitung mit Dr. med. Andreas Hübner

 

Ein einfacher operativer Eingriff – der aber von Paaren gut durchdacht sein will

Im Rahmen einer abgeschlossenen Familienplanung steht die Frage einer Sterilisation (Vasektomie) beim männlichen Partner immer mehr im Vordergrund. Bisher sind etwa 60 Millionen Männer weltweit vasektomiert worden, in der Bundesrepublik Deutschland werden jährlich 25.000 sterilisiert. OZ erkundigte sich bei Dr. med. Andreas Hübner, Facharzt für Urologie in Rostock.

Vasektomie

Sterilisation beim Mann

 

OZ: Das Interesse an der Sterilisation wächst in Deutschland. Was muss man bedenken, wenn man so einen Schritt in Erwägung zieht?

Hübner: Die Entscheidung, keine Kinder mehr zeugen zu können, sollte gut überlegt sein. Denn nur mit hohem Aufwand und ohne Garantie kann die Sterilisation wieder rückgängig gemacht werden. Der Schritt hat also etwas Endgültiges. Deshalb wäre es wünschenswert, sich bei der Entscheidung gemeinsam mit seiner Partnerin über alles Für und Wider auszutauschen. Gesetzlich gefordert wird dies, wie häufig gefragt, allerdings nicht.

Bedenken sollte der Mann in jedem Fall, dass geänderte Lebensumstände, zum Beispiel eine neue Partnerschaft, wieder einen Kinderwunsch entstehen lassen können.

OZ: Wann raten Sie Paaren zur Sterilisation als Verhütungsmethode?

Hübner: Nach Abschluss der Familienplanung kann man Paaren so eine Verhütungsmethode empfehlen. Eine ausführliche Beratung mit dem Facharzt sollte aber in jedem Fall die Grundlage für so eine Entscheidung sein.

OZ: Was passiert eigentlich bei der Operation?

Hübner: Es ist ein relativ einfacher Eingriff. Der Arzt nimmt ihn in der Regel ambulant vor, entwerde in örtlicher Betäubung oder in Zusammenarbeit mit einem Anästhesisten auch unter Vollnarkose.

Der Operateur sucht seitlich am Hodensack nach dem Samenleiter, der direkt unter der Haut liegt (siehe Grafik). An dieser Stelle wird ein nur etwa einen Zentimeter langer Schnitt gemacht und der Samenleiter freigelegt. Anschließend wird ein Stück herausgeschnitten, die Enden werden dann wieder versenkt und der Schnitt wird vernäht.

Das gleiche Prozedere wird auf der anderen Seite durchgeführt. Die Operation dauert etwa 30 Minuten – und wenn alles problemlos verläuft, kann der Patient bereits nach zwei Stunden nach Hause gehen. Eine Krankschreibung ist in den meisten Fällen auch nur für ein oder zwei Tage erforderlich.

OZ: Wie sicher ist die Sterilisation?

Hübner: Sie gilt als derzeit sicherste, effektivste und einfachste Methode zur Fertilitätskontrolle beim Mann.

OZ: Was ist mit der sexuellen Lust nach einer Vasektomie?

Hübner: Die Sexualität und der Sexualhormonhaushalt bleiben unverändert. Ganz im Gegenteil: Da die Angst vor ungewollter Schwangerschaft entfällt, berichten viele Paare über ein erfüllteres Sexuallleben, da man sich freier fühlt als vorher.

OZ: Was ist der Unterschied zwischen Sterlisation und Kastration?

Hübner: Bei der Sterilisation werden nur die Samenleiter durchtrennt, alles andere bleibt beim Alten. Dagegen bedeutet eine Kastration die komplette Entfernung der Keimdrüsen, also der Hoden. Die Kastration wirkt sich erheblich auf den Hormoinhaushalt und das gesamte Wesen des Mannes aus. Zu den möglichen Beeinträchtigungen zählen Antriebslosigkeit und Libidoverlust.

OZ: Was kostet die Vasektomie?

Hübner: Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten. Allerdings sollte man das unbedingt vor der Operation abklären.

Pröber, A.,: Verhütung durch Sterilisation, in: Ostsee-Zeitung